Hier ist der Aufruf: Kommt alle zur behindert und verrückt feiern Pride Parade 2019!

Den Aufruf gibt es auch als PDF, zum selbst ausdrucken und verteilen.

Freaks und Krüppel,
Verrückte und Lahme,
Eigensinnige und Blinde,
Taube und Normalgestörte,
kommt mit uns raus auf die Straße
und feiert die sechste

behindert und verrückt feiern PRIDE PARADE!

Treffpunkt: Samstag, 22. Juni 2019, 15 Uhr, Jannowitzbrücke

Seit zehn Jahren gibt es in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie fordert eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen. Mit ihr ist Inklusion ein Menschenrecht.

Doch die Realität sieht anders aus. In der Gesellschaft gibt es genaue Vorstellungen von dem, was „normal“ ist. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir angeblich nicht „normal“ sind. Viele spüren das Tag für Tag und sind ein Leben lang damit beschäftigt, sich zu schämen und dagegen anzukämpfen.

Unser Bündnis hat sich dieses Jahr viel mit dem Thema Sichtbarkeit beschäftigt. Viele chronisch Kranke wissen nicht, dass sie von der Gesellschaft diskriminiert und be_hindert werden. Sie trauen sich nicht die Hilfe zu fordern, die ihnen zusteht. Auch die Ärzt*innen verstehen nicht die Bedürfnisse von Menschen mit medizinischen Besonderheiten und seltenen Diagnosen. Deshalb verlangt die Gesellschaft von den Betroffenen unmögliche Leistungen. Niemand sieht die Normen, die eine*n behindern. Mit der Parade sagen wir: Wir haben genug davon!

Dass die Gleichberechtigung aller Menschen fehlt, zeigen viele Beispiele:

Taube und gehörlose Menschen kämpfen dafür, gleichberechtigt kommunizieren zu können. Nur wenige Hörende können die Deutsche Gebärdensprache. Es gibt zu wenige Dolmetscher*innen und zu wenig Geld für sie. Dagegen werden Operationen bezahlt, mit denen Hörprothesen, sogenannte Cochlea-Implantate, in die Köpfe von Kindern eingebaut werden. Es wird versucht, taube Menschen lieber hörend zu machen als die Gebärdensprach-Kultur zu akzeptieren.

Den Drang der Mehrheitsgesellschaft, Menschen, die nicht „normal“ sind, durch Operationen anzupassen, gibt es auch gegenüber Inter*-Menschen. Kinder, die nicht der geschlechtlichen Norm entsprechen, werden operativ angepasst. Es darf keine geschlechtsverändernden Operationen an Inter*-Kindern mehr geben!

Dank der Kämpfe vieler Inter*- und Trans*-Aktivist*innen gibt es nun neben „männlich“ und „weiblich“ eine dritte Möglichkeit beim Geschlechtseintrag. Diese Möglichkeit heißt „divers“. Das neue Gesetz hat aber wichtige Forderungen nicht umgesetzt. Wir kämpfen weiterhin für die Möglichkeit, den Geschlechtseintrag selbstbestimmt ändern zu können. Und zwar ohne ein ärztliches Attest! Solange, bis alle ihr Geschlecht selbstbestimmt leben können!

Moderne Untersuchungen erkennen bei schwangeren Personen, dass der Fötus von der Norm abweicht. Der Druck, ein gesundes Kind zu bekommen, ist stark. Fast alle entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch, wenn eine Abweichung diagnostiziert wird. Wollen wir wirklich eine Welt, in der nur perfekte Menschen leben? Eine Welt, in der diejenigen ausgegrenzt werden, die nicht der Norm entsprechen?

Die Mehrheits-Gesellschaft versucht die Menschen lieber „passend“ zu machen, statt sich selbst zu verändern. Zwang wird dabei in Kauf genommen. Das zeigt sich auch an der Art, wie bis heute Psychiatrie betrieben wird. Biologische Erklärungen stehen weiterhin im Vordergrund. Gewalt und Zwangseinweisungen gehören zum Alltag.

Nicht normales, störendes Verhalten gibt es trotzdem. Die Gesellschaft reagiert darauf mit unüberlegter Ablehnung und Ausgrenzung. Niemand darf wegen einer sichtbaren oder unsichtbaren Behinderung, wegen einer chronischen Krankheit, wegen Gehörlosigkeit, wegen des „falschen“ Geschlechts, oder wegen einer psychiatrischen Diagnose von der Gesellschaft ausgeschlossen werden! Niemand darf benachteiligt sein, weil sie*er nicht der Norm entspricht! Deshalb ist das Motto der Parade:

Kämpfe verbinden – Normen überwinden!

Kommt mit uns auf die Straße

am Samstag, dem 22. Juni 2019!

Treffpunkt ist um 15 Uhr an der Jannowitzbrücke.

Die Parade tanzt dann über die Heinrich-Heine-Straße,
mit einem Zwischenhalt am Moritzplatz,
weiter über die Oranienstraße,
bis zum Südblock am Kottbusser Tor.

Dort gibt es eine Abschlusskundgebung. Dabei wird auch die „Glitzerkrücke“ verliehen. Das ist ein Negativpreis für Vereine, Unternehmen, Institutionen oder Gesetze, die sich besonders darin ausgezeichnet haben, Behinderte und Verrückte auszugrenzen und zu benachteiligen. Danach gibt es ein Musik- und Bühnenprogramm.

Wir zeigen uns so, wie wir sind –
humpelnd, sonderbar, verrückt, verstört, lahm,
stotternd, abwegig, befremdlich.
Kommt alle!

Die Parade möchte einen sicheren Raum anbieten – damit wir alle zusammen ein politisches Zeichen setzen können. Damit es euch auf der Parade gut geht, versuchen wir sie so barrierefrei wie möglich zu machen: Es gibt ein Unterstützungsteam, das ihr jederzeit ansprechen könnt, und Möglichkeiten zum Ausruhen. Die Redebeiträge und das Bühnenprogramm werden in Deutsche Gebärdensprache übersetzt.

Das Bündnis der Pride Parade

https://www.pride-parade.de
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https://www.gofundme.com/pride-parade-berlin